18. März 1993

Donnerstag 1993 Samstag 2023
Ich stand heute mit Metallica auf („one“). Die Physikarbeit lief gut, aber die Lehrerin blickt es selber nicht. Hans schaute nach dem Film bei Schlecker, während ich zwei Stunden Französisch bei Kremär hatte. Der Film war noch nicht entwickelt. In TET[1] hatten wir es von Widerständen. In der Mittagspause war das schönste Wetter. Hans und ich lagen im Schulhof. Danach musste ich vier Stunden an der Drehbank drehen (FT[2]). Der Schraubstock wird eh nicht fertig. Marc war nicht im Bus nach Fadenheim. Er kam kurz nach dem ich zuhause war und holte sich seine CD, die ich für ihn in Stuttgart gekauft hatte. Er hatte heute sein Moped angemeldet. Ich spielte Schlagzeug bis meine Mutter nach Hause kam. Dann rasierte ich mich. Ich war gerade fertig, als Marc wieder kam. Wir fuhren eine Dorfrunde, trafen Marlene, fuhren zu dritt eine Dorfrunde und sprachen dann noch mit den Gestalten vom Jugendraum. Marc brachte sein Moped nach Hause und dann joggten wir zu mir. (Hechel, hechel) Ich ging ins Bett. Ich verstehe nicht ganz, warum Menschen sich darüber aufregen, wenn die Körper von toten Menschen nicht „würdevoll“ genug behandelt werden. Sie sind tot, das ist ein Haufen Zellen, da steckt niemand mehr drin.
Das denke ich und ich kann deshalb nicht nachvollziehen, warum man um den „würdevollen Bestattungsprozess“ so ein Aufhebens macht, man könnte Tote auch in Papiertüten ins Regal stellen, oder ein kleines Lagerfeuer machen und sich daran wärmen. Friedhöfe sind schön, sie sind Orte des Gedenkens und man sieht, was die Toten für die Lebenden bedeuten, aber ob da jetzt tote Körper sind oder nicht, macht keinen Unterschied, und ob man die toten Körper „würdevoll“ behandelt hat, macht auch keinen Unterschied. Wem es wichtig ist, der soll sich darum kümmern. Das Tabu des Todes macht es schwierig rational darüber zu reden. Weil man nicht darüber reden kann, ist es voll von extremen, irrationalen Emotionen. Man sollte darüber reden. So früh wie möglich. Wir alle werden diese Erde verlassen. Und dann gibt es eine Welt ohne uns.[3]

[1] Technik Elektrotechnik

[2] Fertigungstechnik in der Werkstatt

[3] Es gibt eine Geschichte von Arno Schmidt, die Toten müssen so lange im Elysium bleiben, bis niemand mehr an sie denkt, sie leben da alle zusammen und manche sind wirklich genervt, Alexander der Große hat keine Lust mehr und Goethe ist es auch zu viel. Vergessen Werden ist das beste, was den Toten passieren kann. Ich glaube die Geschichte heißt „Tina oder über die Unsterblichkeit“.

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