22. April 1993

Donnerstag 1993 Samstag 2023
In Chemie fingen wir mir Säuren an. Französisch machte ich blau und lief mit Hans durch Baldingen. Im Aldi kauften wir uns ein Mittagessen – zwei Liter Orangensaft, zehn Würstchen und Wecken. In der fünften Stunde hatten wir statt Elektrotechnik Deutsch und nahmen Epik und Dramatik durch. In der Mittagspause fraßen wir uns voll und setzten uns dann hinaus in die Sonne. Ich hatte einen Pack Haargummis gekauft und in Fertigungstechnik band ich meine Haar zusammen. Ich drehte eine Scheibe an der Drehmaschine. Im Bus zeigte mir Hans nochmal die Polynomdivision. Zuhause lernte ich auch Mathe, spielte Schlagzeug und fuhr mit Marc fünf Dorfrunden.
In der Festhalle war ein Sparkassenfest. Da waren nur Alte, wir gingen nicht hin. Nur noch kurz in den Jugendraum. Um 9 Uhr ging ich ins Bett.
 Mathematik ist dazu da, klar denken zu lernen, zu sehen, dass Regeln drinstecken, und dass es immer so ist, wenn man es einmal erkannt hat, es gibt aber auch das Truthahnproblem: Ein Truthahn im Gehege hat erkannt, dass es immer zur gleichen Tageszeit Nahrungsmittel regnet, er überprüft seine Hypothese wissenschaftlich und findet heraus, dass das reproduzierbar ist, am Tag, als er seine Erkenntnis den anderen Truthähnen mitteilen will, kommt der Bauer und schlachtet alle Truthähne, um sie zu verkaufen, dabei hätte es dem Truthahn auch nichts geholfen, wenn jemand ihm die Essenz der Mathematik richtig beigebracht hätte, auch die Polynomdivision hätte nichts gebracht. In der Polynomdivision steckt auch nur die krasse Regel, dass man jede ganzrationale Funktion durch ein Produkt der Linearfaktoren seiner Nullstellen darstellen kann[1], und heute schreibe ich das hier und dann kommt Gott und nimmt mir alle Linearfaktoren weg, das kann passieren, niemand weiß, ob das, was jetzt funktioniert, auch in der Zukunft funktioniert, wir glauben nur daran.

[1] und einem Streckungsfaktor

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert