22. Mai 1993

Samstag 1993 Montag 2023
Um halb 10 Uhr wurden wir wieder geweckt. Ich musste dick scheißen. Nach dem Frühstück liefen wir zum Musée Savigné. Dort sah ich Celine wieder, sagte aber zuerst nichts zu ihr. Erst als wir zur Kugelspielhalle gingen, sprach ich mit ihr. Wie’s ihr geht und so. Ich schaute sie die ganze Zeit an. Dann mussten wir auf dem Umzug spielen. Danach tranken wir in so’ner „Disco“ einen grünen Cocktail. Dann kam ich mir ein bisschen blöd vor, weil Celine immer lachte, wenn ich vorbeiging. Dann gab’s zum Mittagessen die Rest des kalten Buffets von gestern. Nach dem Besuch einer Schnapsbrennerei (ekelhaft) und dem Kartenschreiben an Hans, Leif, Möter und Marlene fuhren wir zu einem Jagdschloss und schauten es an. Celine war wieder dabei, lief mir aber immer davon. Dann fuhren wir zu so einer Wirtschaft in der Pampa und sollten Musik spielen. Wir hatten aber keine kleine Trommel dabei. Daneben war ein Spielplatz. Marc und ich schaukelten. Dann kam Celine mit ihrer Freundin. Sie schaukelten dann und wir setzten uns auf eine Bank daneben. Wir schwalten ein bisschen und als der Rest vom Musikverein fertig war mit spielen, kamen die Jungen zu uns rüber. Wir tranken je zwei Bier, schaukelten im Rausch noch ein bisschen und fuhren dann zurück nach Savigné. Celine verlor ich aus den Augen und sah sie erst später wieder. Zwischendurch aß ich Baguette mit „LeTartar“, der als Nachtisch gedacht war. Dann stand ich mit Kübler zusammen an der Theke. Kübler sprach mit Celines Freundin und ich mit Celine. Wir tauschten unsere Adressen aus und sie sagte, ich solle zuerst schreiben. Ich wollte mit ihr spazierengehen, aber sie sagte, sie müsse arbeiten. Ich sprach noch mit der Tochter der Gastfamilie. Sie hatten einen Skin als Freund und Deutsch als LK, konnte es aber nicht gut. Um 3 Uhr wollte Marc nach Hause gehen. Es war aber abgeschlossen. Wir liefen noch mal zurück und wurden dann von der Tochter der Familie nach Hause gefahren. Vor dem Sündenfall können Adam und Eva gut nicht von böse unterscheiden, es ist einfach alles, wie es ist und nichts ist gut und nichts ist schlecht und das Leben ist nur im Augenblick, denn warum sollte man überhaupt über die Zukunft nachdenken, wenn man gut und böse nicht bewerten kann. Man braucht einen Antrieb, um irgendwas zu machen und der Antrieb sagt: Ja, das mache ich, weil ich denke, dass es gut ist. Man entwickelt nichts, wenn man nicht davon ausgeht, dass es irgendwie gut sein könnte, das auch zu tun.[1] Dazu gehört auch, dass man im Schweiße des Angesichts sein Brot verdient oder schmerzensreich gebiert. Denn, egal ob der Delfin beim Fische fangen ins Schwitzen kommt oder die Kuh schreit, wenn das Kalb quer im Geburtskanal liegt, das ist für beide nicht gut oder böse. Es ist einfach so. Der Mensch ist jetzt ein bewertendes Wesen. Um eine Bewertung vornehmen zu können, benötigt man einen Vergleich und die Fähigkeit, sich an Vergangenes zu erinnern. Wenn das Gehirn Raum für Vergangenheit schafft, entsteht gleichzeitig Raum für die Zukunft, für zukünftige und potenzielle Erinnerungen. Dies alles dient dazu, eine Bewertung vornehmen zu können. Eva hat uns mit dem Verzehr des Apfels diese Ursünde eingebrockt, davor lebte die Menschheit in einem See der Gleichgültigkeit. Um eine künstliche Intelligenz (KI) zu entwickeln und ihr das Lernen zu ermöglichen, muss man ihr mitteilen, was als gut und was als weniger gut betrachtet wird. Dies ermöglicht der KI eine Einschätzung darüber, was sie überhaupt tun soll. Ohne Bewertungsmaßstäbe gibt es keine Entwicklung und kein Wachstum von Wissen und Fähigkeiten. Ein neuronales Netzwerk ohne Bewertungsmaßstäbe lebt in einem See der Gleichgültigkeit. Ohne Sündenfall keine KI. Aber den Apfel geben wir.
Man kann auch diesen Sündenfall als einen negativen Aspekt betrachten, der den Verlust eines ursprünglichen Zustands der Vollkommenheit darstellt. Man kann ihn hingegen auch als einen notwendigen Schritt in Richtung menschlicher Entwicklung sehen.

[1] Dies steht auch im Einklang mit der antikapitalistischen Ablehnung des Wachstums. Das Paradies existierte in einer Zeit vor dem Bewusstsein von Gut und Böse. Durch den Verzehr des Apfels der Erkenntnis wurden Adam und Eva aus dem Paradies vertrieben und in die Welt der Entwicklung und des Wachstums gestoßen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert