Dienstag 1993 | Donnerstag 2023 | |
Am Südbahnhof Baldingen warteten wir nach dem Aussteigen bis alle fort waren, dann malten wir einen Lay auf den Boden. In Chemie schlief ich fast ein, passte aber das erste Mal auf. Die Evangelen hatten heute mit uns Religion. Und mit Michel konferierte ich schriftlich. Es ging um Janine und ob ich ein Bild von ihr wollte (Jaaaaaa!). Ich blickte Physik immer noch nicht und schreibe übermorgen eine Arbeit. In der Mittagspause aß ich eine Tafel Schokolade und trank einen kleinen Apfelkorn dazu (mit Hans). In Geschichte revolutionierten wir die Industrie im 19. Jahrhundert. In Technisches Zeichnen sagte man uns, dass man in drei Wochen alle Zeichnungen haben muss und ich habe noch keine. Gestern Nachmittag habe ich Celine noch einen Brief geschrieben, aber noch nicht abgeschickt. Steffen muss heute lernen und ich ging um 9 Uhr ins Bett. | Das teuerste Essen meines Lebens, fünf Gänge mit Weinbegleitung, der spanische Wein riecht wie Pferdestall, der bulgarische nach Honig, jeder Schluck Wein interagiert mit der festen Nahrung und verändert den Geschmack, nach dem ersten Bissen der Beginn einer geschmacklichen Reise. Ein Löffel mit Champignons entfaltet eine Blüte in der Mitte der Zunge, die sich nach außen hin ausbreitet. Ein Schluck vom nächsten Wein und eine Landschaft entfaltet sich im Mund, die ich Stück für Stück erkunde. Ich wandere von der rechten hinteren Ecke der Zunge zur Spitze, kreuz und quer. Die Zunge wird zu einem vielfältigen Gelände, wie ein englischer Garten, mit atemberaubenden Ausblicken, wechselnden Perspektiven und Plätzen zum Verweilen. Mit jedem weiteren Gang setzt die Reise fort. Zitronenkaviar, Rhabarberspeck, ein kleines Erdbeertörtchen verströmt den Duft eines Gletschers, begleitet von kaltem Wind und blauem Himmel. Die Erfahrung des Essens als Abenteuer, die Geschmacksnerven, die Geruchsnerven spielen zusammen, wie ein abstraktes Gemälde, in dem man trotzdem die Kartoffeln erkennen kann, oder das Kakaomehl als krisper Wirbeltanz im Gebäude der frischesten Erbsen. Es ist eine abstrakte Erfahrung, aber die Details sind vertraut und ungewohnt zugleich, faszinierend in ihrer Kombination und Konversation. Ich wusste nicht, dass sich Pferdestallgeruch und Rhabarber so gut unterhalten können. … |
25. Mai 1993
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